Beiträge

Ausgabe Nr.3/2015

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
Inhalt

Kriminologie: Auslegungshilfe für ein Fachverständnis

Karl-Ludwig Kunz 

Der Beitrag forscht den Diskursen nach, in denen sich kriminologisches Wissen bildet. Die Diskurse gabeln sich in solche, welche an praxisdienlichen empirischen Informationen über Kriminalität interessiert sind und andere, welche kritisch die sozialen Prozeduren der Herstellung von sozialem Ausschluss in den Blick nehmen. Diese Gabelung setzt Dissonanzen fort, welche eine konsistente "Disziplinarität" des Fachs verhindern und dieses zu einem Spielball jeweiliger wissenschaftlicher Moden machen. Eigenheiten spezifisch kriminologischer Diskurse bestehen in der verdoppelnden Re-Interpretation sozialer Diskurse über Kriminalität. Die bestätigende und die kritisch aufbereitende Rekonstruktion des Allgemeinverständnisses von Kriminalität folgen ähnlichen formalen Kriterien. Ob sich in solchen Vorgehensweisen und Konfliktfeldern genügend Gemeinsamkeiten finden lassen, ist eine offene Frage.

 

Die Logik souveräner Vergesellschaftung: Ein theoretischer Rahmen für Analysen gegenwärtiger (Kriminal-)Politiken

Christian Helge Peters

Die gegenwärtige Kriminalpolitik ist nur gegenüber bestimmten Teilen der "Kriminalität" gouvernemental; gegenüber anderen Teilen jenseits bestimmter Normalitätsgrenzen operiert sie souverän. Am Gegenstand der Kriminalpolitik wird herausgearbeitet, welche Merkmale eine souveräne Vergesellschaftungslogik gegenwärtig aufweist, die aktuell keineswegs verschwunden, sondern wieder wesentlich bedeutsamer geworden ist. Aktuelle Souveränität ist gekennzeichnet durch ihre dezisionistischen, punitiven, ausschließenden und spektakulären Merkmale.

 

Über Verbrechen & Strafe und Verdinglichung & Wissenschaft - Argumente für die Partizipation von reflexiver Kritik und Abolitionismus in Theorie-Diskussionen

Helga Cremer-Schäfer

Als Rahmen für Analysen wissenschaftlicher Reifikationen sozialer Relationen und Verdinglichung als Form von Herrschaft durch Institutionen wird erneut vorgeschlagen Kriminologie zum Gegenstand von "Kritik der Kriminologie". Einige "alte Ideen" werden beschrieben, die dieses Projekt voranbringen können: Die Vorstellung, Gesellschaft werde strukturiert durch Herrschaftsverhältnisse und Herrschaftstechniken; Etikettierungstheorien und -Perspektive werden als ein angemessener Rahmen beschrieben, Verdinglichung durch Wissensproduktionern zu analysieren; das Vokabular von Interaktion, Etikettierung, Zuschreibung, Degradierung, Präparierung als Objekt, Identitäts-Zwang, soziale Ausschließung wird als ein Gegenwissen zu kriminologischem Wissen über "Verbrechen & Strafe" entwickelt; thematisiert wird inhaltlich "Dialektik der Aufklärung" und die Widersprüche instrumenteller Vernunft. Es werden Vorschläge gemacht, in welcher Form die abolitionistische Haltung des "saying no!" in die Sozialwissenschaften durch Unterlassungen wissenschaftlicher Verdinglichung übertragen werden können: durch Abschaffung (Nicht-Gebrauch) der kriminologischen Perspektive und des Vokabulars von "Verbrechen & Strafe", kurz: Kritik kriminologischen Wissens.

 

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